Die 6 Eigenschaften des Memra und wie Johannes sie auf Jesus anwendet

Trotz des Einflusses der griechischen Philosophie während der Zeit des Zweiten Tempels stützten sich die jüdischen Verfasser des Neuen Testaments eindeutig in erster Linie auf frühe rabbinische Auslegungsmethoden. Ein Beispiel dafür ist die Theologie des neutestamentlichen Logos, des Wortes. Die frühen jüdischen Theologen hatten eine ganze Philosophie um das entwickelt, was sie Memra oder das Wort Gottes nannten, dem sie sechs bestimmte Eigenschaften zuschrieben. In Johannes 1,1-18 sehen wir dieselben sechs Eigenschaften, die dem Logos zugeschrieben werden. Beachten Sie, wie Johannes diese Memra-Eigenschaften mit Jesus, dem Messias, in Verbindung bringt.

Die erste dieser Eigenschaften von Memra war, dass sie manchmal von Gott verschieden und manchmal mit ihm identisch war. So heißt es auch in Johannes 1,1: “Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.”

Zweitens war Memra der Urheber der Schöpfung, daher heißt es in Johannes 1,3: “Alles ist durch ihn gemacht.”

Drittens war Memra der Vermittler des Heils, daher heißt es in Johannes 1,12: “So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Söhne Gottes zu werden.”

Das vierte dieser Attribute des Memra war, dass Memra der Vermittler der Theophanie war. Dieses Attribut findet sich in Johannes 1,14, wo es heißt: “Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.” Nach Dr. Jack Sternberg “sagt Johannes, dass wir in Jesus, der das Wort und die Herrlichkeit Gottes ist, in ihm die Herrlichkeit der Schechinah sahen, da Jesus zum Vermittler der Theophanie wurde, der sichtbaren Gegenwart Gottes, wie es die Memra des Alten Testaments war.”

Die fünfte war, dass Memra das Mittel der Bundesunterzeichnung war, daher vergleicht Johannes 1,17 den Bund der Gnade und Wahrheit durch Christus mit den Bündnissen von Abraham und Mose.

Sechstens: Memra war der Vermittler der Offenbarung. Diese Eigenschaft zeigt sich in Johannes 1,18, wo es heißt, dass kein Mensch Gott jemals gesehen hat, sondern dass es der Sohn ist, der ihn verkündet bzw. offenbart.

Die Schriften des Johannes bestätigen, dass sein Verständnis von Memra zu 100 Prozent hebräisch war. Er bekräftigt, dass Jesus alle sechs Eigenschaften und alle jüdischen Erwartungen an Memra erfüllt.

Moseley, R. (1996) Yeshua: a guide to the real Jesus and the original church. Baltimore, MD: Messianic Jewish Publishers, S. 133–134.